Februar 2021

 

Wir alle sind genervt von Corona, dem Virus, das uns seit einem Jahr nun schwer beeinträchtigt. Viele von uns beklagen das Versagen der EU Kommission beim Impfstoffeinkauf, die Shut Down Verlängerungsorgie der ihre Allmacht genießenden Ministerpräsidenten, die Spaltung der Gesellschaft durch die Verschwörungstheoretiker und vor allem die Zerstörung von so vielen wirtschaftlichen Existenzen. Die angekündigte Bazooka und der Wumms und das vollmundige „wir retten jeden Arbeitsplatz“ stellen sich leider als großspurige Versprechen heraus, die in der Umsetzung nicht gehalten werden!
 
So wie ich immer meine Meinung ganz offen sage und schreibe, und dabei nicht davon ausgehe, dass ich immer richtig liege, oder gar sie von allen geteilt wird, will ich auch diesmal ganz offen mit Euch allen über die Situation in Tansania reden bzw. schreiben. Am Anfang steht etwas unglaublich Positives: Während alle Hilfsorganisationen in Deutschland über starke Rückgänge bei den Spenden berichten, hat Euch Corona nicht gehindert, an unsere Ärmsten in Afrika zu denken und ihnen unverbrüchlich die Treue zu halten! Mit euren großartigen Spenden konnten wir alle laufenden Projekte abschließen und haben auch den Haushalt für das laufende Jahr sichern können. Asante Sana und ein Herzliches Vergelts Gott auch von Bruder Markus!

Ihm möchte ich die ersten Zeilen widmen! Am 21. Oktober hat er seinen 75. Geburtstag gefeiert. Gottseidank gesund und voller Schaffenskraft wie ein 60-Jähriger. Aber durch Corona einsam und ohne Gäste. Ich war seit Februar der erste des Jahres, der im September/Oktober drei Wochen in Kilimahewa war, und auch ich aus Vorsichtsgründen allein. Wir haben wundervoll zusammen gearbeitet, alle Budgets für das neue Jahr festgelegt, waren in allen Einrichtungen vor Ort, beim Erzbischof, bei der Generaloberin. Ich kann Markus nur bewundern, wie er nimmermüde alle Enttäuschungen wegsteckt, nie aufgibt, alles weiß und jeden kennt, auch die Kraft hat Nein zu sagen und kann Gott nur bitten, dass er ihm noch viele Jahre die Kraft gibt so segensreich zu wirken.


Zum ehrlich sein gehört auch Euch von meinen Misserfolgen zu erzählen. Wir trafen eine Frauengruppe, alle an AIDS erkrankt, alle von den Männern verlassen, aus dem Dorf ausgestoßen, mit vielen Kindern, um die sie sich trotz ihrer totalen Armut kümmern. Sie hatten einen Plan. Die Regierung hatte ihnen eine Futtermischmaschine geschenkt und sie wollten eine Hühnerfutterproduktion aufbauen. Brauchten dafür 3 Millionen Tansanische Schilling, 1200 Euro. Markus und ich haben intensiv geprüft, ob sie etwas von Hühnerzucht und Futter verstehen. Als sie uns darlegten, dass sie für Junghennen, die nicht Eier legen, Eier legende Hennen und Küken drei verschiedene Mischungen produzieren werden und auch die Inhaltsstoffe kannten, haben wir ihnen die 3 Millionen gegeben. Ihre Tränen haben uns sehr berührt.
 
Drei Wochen später Kontrolle und die bittere Wahrheit: Maschine gehört ihnen gar nicht, sondern dubioser NGO ohne Vertrag, sie hatten bereits einen Regierungskredit über 3 Millionen aufgenommen, der im April zurückgezahlt werden muss, sie haben unsere 3 Millionen nur zum Teil zum Materialeinkauf verwendet, den Rest für ihre Kinder, die Maschine war nie gelaufen. OK. Totalschaden. Aus Ende vorbei! Meine erste Reaktion war eine geschäftliche, deutsche. Aber dann geht ihre Sprecherin ins Gefängnis, weil die Regierung keine Gnade kennt, wenn der Kredit nicht zurückgezahlt wird. Und wollten wir nicht immer den Ärmsten helfen?
 
Sie können nicht wirtschaften, schon gar nicht produzieren. Sie wollen nur ein Einkommen, um ihre Kinder durchzubringen. Sie verstehen viel von Hühnerzucht. Also habe ich mit Beratung durch Markus entschieden, wir zahlen ihre Schulden und wir bauen für sie eine Hühnerfarm. Das Ganze kontrolliert durch einen Assistenten, den wir eingestellt haben. Und nur er gibt das Geld aus und schickt uns lückenlose Belege. Am Ende wird es doch noch eine Hilfe zur Selbsthilfe. Aber wenn ich Kritik von euch höre und bitte schreibt mir ganz offen, dann zahle ich das natürlich privat und nicht von euren Spenden!


Überglücklich waren die Frauen der AIDS Kommune über unsere Hilfe. Grace, links, die Assistentin von Markus hilft beim Übersetzen.
Überglücklich waren die Frauen der AIDS Kommune über unsere Hilfe. Grace, links, die Assistentin von Markus hilft beim Übersetzen.
Hühnerzucht ist jetzt die Zukunft für unsere AIDS Frauen.
Hühnerzucht ist jetzt die Zukunft für unsere AIDS Frauen.

Ansonsten haben wir nur Positives zu berichten.

  • Frauenklinik und Kinderklinik sind fertig und bereits voll in Betrieb
  • Versorgungszentrum für Hospital ist fertig
  • Staff Häuser für die neuen Schwestern sind fertig
  • Computer für das Hospital erneuert
  • Kindergärten haben SAT TV für neues Bildungsprogramm auf Kisuaheli bekommen
  • Bei meinem Kirchenbau in Kisegese wurde in 120m Tiefe frisches Wasser für den neuen Dorfbrunnen gefunden
  • An 150 ärmste Familien wurden je 50 Euro Familienbeihilfe ausgezahlt plus ein Kindergartengutschein für ein Kind

Die 6 besten Kindergartenkinder haben ein Stipendium für unsere neue Grundschule bekommen

Die neue Frauenklinik ist schon voll belegt.
Die neue Frauenklinik ist schon voll belegt.
Die ersten Mütter mit Babies in der Kinderklinik.
Die ersten Mütter mit Babies in der Kinderklinik.
Schlafhalle für die Angehörigen. In Tanzania versorgen immer die Angehörigen die stationären Patienten.
Schlafhalle für die Angehörigen. In Tanzania versorgen immer die Angehörigen die stationären Patienten.
Krankenhausbetten bedingen neue Schwestern und Pfleger. Vier teilen sich ein Staffhouse.
Krankenhausbetten bedingen neue Schwestern und Pfleger. Vier teilen sich ein Staffhouse.
Kiosk und dahinter Küche für die Angehörigen der Patienten.
Kiosk und dahinter Küche für die Angehörigen der Patienten.
Pampers unbekannt. Unsere Windelwaschstation.
Pampers unbekannt. Unsere Windelwaschstation.
Die Zukunft hat begonnen. Kinderprogramm auf Kisuaheli kann jetzt in unseren drei Kindergärten empfangen werden.
Die Zukunft hat begonnen. Kinderprogramm auf Kisuaheli kann jetzt in unseren drei Kindergärten empfangen werden.
Sister Anna registriert die Frauen der Familienbeihilfe mit Fingerabdruck statt Unterschrift.
Sister Anna registriert die Frauen der Familienbeihilfe mit Fingerabdruck statt Unterschrift.
Die Frauen warten auf den Kindergartengutschein.
Die Frauen warten auf den Kindergartengutschein.

Mit großer Freude kann ich euch berichten, dass unsere neue Erste Hilfe Station in Bupu in Betrieb gegangen ist. Bupu wurde vor ein paar Jahren nach Plänen von unserem Architekt Ott analog zum Hospital in Kilimahewa gebaut und durch den Kilimahewa Hilfsverein und Bruder Markus finanziert. Dann standen die neuen Gebäude leer, weil die Oberin des Dada Wadogo Ordens gewechselt hatte und die neue andere Projekte bevorzugte. Das hat mich umgetrieben. Genau das darf niemals passieren, dass Spendengelder so enden! Ich habe zuerst mit der Oberin korrespondiert, ohne Erfolg. Mit Markus will sie auch nix zu tun haben. Unser Besuch beim Erzbischof hat dann doch ihre Türen geöffnet. Markus und ich haben sie dann zweimal getroffen und erreicht, dass sie Bupu mit drei Schwestern bestücken will, wenn wir das Defizit übernehmen.
 
Und plötzlich wurde alles ganz easy und das ging so: Bei meinem Besuch in ihrem Hauptquartier mit riesiger Landwirtschaft zeigte sie mir ihren Schweinestall. Ich komme ja aus einer Bauernfamilie und da macht mir niemand was vor. Freudestrahlend zeigte sie mir ihren Räucherofen und meinte, sie würden demnächst schlachten und dann das Fleisch hier räuchern, so wie sie es in der Schweiz gesehen habe. „Frisches Fleisch?“ fragte ich entsetzt. Und nachdem ich verzweifelt eine englische Übersetzung für „Einsuren“ bzw Pökeln gesucht hatte, fertigte ich ihr eine englische Anleitung an, wie man niederbayerisches Schwarzgeräuchertes mit speziellen Gewürzen in einem Fass zwei Wochen einsurt bzw. pökelt und dann erst in den Rauchfang hängt. Seitdem sind wir beste Freunde und sie schreibt mir jeden Tag auf WhatsApp. Bupu ist seit November in Betrieb und wir konnten sie mit einem Stromgenerator, einer Sterilisierungsmaschine und einer Waschmaschine unterstützen.

Was bin ich froh! Niemals, niemals dürfen unsere Spendengelder irgendwo versanden. Genau deshalb bin ich jedes Jahr vor Ort, schreibe ich diese ehrlichen Newsletter, bin ich so froh über die tiefe Freundschaft und umfassende Kommunikation mit Markus: Bei uns legen wir direkte Rechenschaft über jeden Cent ab, gibt es keine Verwaltungsausgaben und unser höchstes Gut ist Euer Vertrauen!

Einweihung der neuen Dispensary in Bupu.
Einweihung der neuen Dispensary in Bupu.
Die ersten Patienten kamen schon am ersten Tag.
Die ersten Patienten kamen schon am ersten Tag.
Bisher gab es im Umkreis von 30 km keine medizinische Versorgung.
Bisher gab es im Umkreis von 30 km keine medizinische Versorgung.
Bisher gab es im Umkreis von 30 km keine medizinische Versorgung.
Bisher gab es im Umkreis von 30 km keine medizinische Versorgung.

Jetzt noch etwas sehr Erfreuliches: Unser Großprojekt, die St. Gertrud Pre&Primary School in Kilimahewa hat trotz Corona 45 neue Schüler aufnehmen können und hat jetzt 4 Klassen. Am besten zitiere ich Br. Markus, der mir geschrieben hat:

So haben wir uns letzte Woche entschieden, dass wir das leidige Stromproblem in der Schule beheben wollen. Die staatliche Stromversorgung ist leider sehr unzuverlässig und fällt oft täglich mehrere Stunden aus. Wir haben jetzt einen Dieselgenerator angeschafft, damit wir bei Stromausfall umschalten können und vor allem in der Nacht in unserem Internat Strom haben, damit die Kinder nicht in Panik kommen. Aber ansonsten läuft es in unserer Schule sehr gut, auch dank der afrikanischen Benediktiner Schwestern, welche die Leitung der Schule übernommen haben. Sr. Rita, die Direktorin (hat in Amerika studiert) hat alles im Griff. Da schaue ich nur gelegentlich mal wieder vorbei und erfreue mich an der tollen Stimmung, die dort in der Schule herrscht. Natürlich hat die Schwester immer wieder mal Bitten um Verbesserungen, und laufende Ausgaben wie Schulbücher, Schulhefte, Schuluniformen, das tägliche Essen für die Schüler etc. welche wir dank der Unterstützung aus Deutschland auch erfüllen können. Bei voller Schülerzahl soll die Schule dann selbständig werden. Momentan sind es 4 Klassen die in unserer Schule begonnen haben und jedes Jahr kommt eine weitere Klasse dazu. In drei Jahren werden es dann 320 Schüler sein, wovon etwa 200 im Internat wohnen und etwa 120 Tagesschüler sind. Nach unserem Motto: “Ausbildung ist der Schlüssel zum Leben.”

Br Markus in der staatlichen Schule. Unterricht im Freien da einsturzgefährdet.
Br Markus in der staatlichen Schule. Unterricht im Freien da einsturzgefährdet.
Markus hat die sieben Schulräume renovieren lassen. Der Staat zahlt nichts.
Markus hat die sieben Schulräume renovieren lassen. Der Staat zahlt nichts.
Miraji ist jetzt vor Ort angestellt und hilft bei allen Projekten wo ihn Markus braucht.
Miraji ist jetzt vor Ort angestellt und hilft bei allen Projekten wo ihn Markus braucht.
Jetzt findet der Unterricht in der staatlichen Schule wenigstens wieder drinnen statt. Schulbänke fehlen.
Jetzt findet der Unterricht in der staatlichen Schule wenigstens wieder drinnen statt. Schulbänke fehlen.
Unser Internat füllt sich immer mehr. Hier der Speisesaal.
Unser Internat füllt sich immer mehr. Hier der Speisesaal.

Nun zum Schluss noch die politische Lage und Corona. Leider ist der wiedergewählte Präsident Magufulli nun weltweit der letzte Corona Leugner. Er erklärt Tansania Corona frei, verbietet über Corona zu schreiben, gibt seit April keine Zahlen mehr bekannt und verbietet die Einfuhr von Impfstoffen. Die Leute sollen beten und Kräuter inhalieren. Fakt ist, dass Tansania bei der ersten Welle glimpflich davongekommen ist, warum auch immer. Fakt ist aber leider auch, dass Corona zurück ist im Land und sich nichts um die Verbote des Präsidenten schert. Gottseidank hat nun der erste Erzbischof den Mund aufgemacht und von der Kanzel verkündet: Corona is back in Tanzania! Be very very careful! Normalerweise verzeichneten seine Pfarreien alle vierzehn Tage eine Beerdigung. Nun fänden jeden Tag Beerdigungen statt!!
 
Dem hat sich letzte Woche ein evangelischer Bischof angeschlossen, der laut gerufen hat „Du sollst deinen Herrn und Gott nicht versuchen!“ Gebete gegen Corona seien nicht ausreichend für den Schutz der Menschen. Gottseidank fürchten die Bischöfe nicht inhaftiert zu werden. Nur sie können den Präsidenten zum Einlenken bringen.
Auch unsere Schwesternorden berichten von gestorbenen Priestern und Schwestern. Unsere Krankenhausleiterin Imakulata hat vorgestern folgenden Hilferuf geschickt: Dear Franz, Though the Government does not show the reality about the effect of corona in Tanzania, to be honesty the situation is not good. It seems to have more deaths than before.  I’m worried about our staff who are receiving different patients. It’s true we are in need of masks and gloves which are more expensive in this time. If it is possible please help us. Wir haben heute 3.500 Euro geschickt um Schutzmaterial für alle unseren Angestellten in Kilimahewa zu kaufen.
 
Nun wünsche ich euch allen, auch im Namen von Bruder Markus:
Bleibts gsund!
 
ASANTE SANA
 
Franz Hirtreiter
 
PS.: Wir haben unseren wunderbaren Kirchenchor in Kilimahewa auf einer CD verwewigt. Sie ist im Shop für 10 Euro bestellbar.

Von unserem Kirchenchor gibt es jetzt eine CD. Sie würden sich sehr über einen Kauf freuen.
Von unserem Kirchenchor gibt es jetzt eine CD. Sie würden sich sehr über einen Kauf freuen.