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Gestartet
ist auch unser Schneidershop in Kimanzichana mit zwei Nähmaschinen und einer großen Stoffauswahl. Ziel ist es, hier Mädchen zur Schneiderin und Näherin auszubilden. Unsere Kindergärten und
die Schule brauchen ständig Schuluniformen, die bisher in Dar gekauft wurden. Diese Hilfe zur Selbsthilfe ist die wichtigste Strategie, um Kilimahewa nachhaltig aufzustellen. Unsere Hilfe darf
nicht von Dauer sein, außer bei den Ärmsten. Unsere Projekte wie Hühnerfarm, Schneiderei, Wasserverkauf und auch die Schule und das Krankenhaus müssen sich operativ nach einigen Jahren selbst
tragen. Unsere Aufgabe wird es weiterhin sein mit den nötigen Investitionen den erreichten Stand zu sichern.
Es ist nicht unser Ziel, aus dem Buschkrankenhaus in Kilimahewa ein Universitätsklinikum zu machen. Wir haben den Stand eines kleinen Kreiskrankenhauses erreicht. Kaiserschnitt,
Blinddarmoperation, Knochenbrüche, alles kein Problem. Tumorbehandlungen werden wir aber auch in Zukunft nicht machen können. Mit unseren neuen 30 Betten haben wir die Grundversorgung der
Bevölkerung gesichert. Diesen Stand wollen wir absichern aber nicht mehr erhöhen. Das jährliche Defizit beträgt nur mehr ca. 15.000 Euro. Das ist erfreulich wenig und hier kann bald eine Null
erreicht werden.
Bupu.
Unsere neue Dispensary in Bupu arbeitet seit November und bekommt stetig mehr Zulauf. Wir haben für den Anlauf insgesamt 35.000 Euro zur Verfügung gestellt. Damit wurden ein Generator, zwei
Waschmaschinen, ein Sterilisierapparat gekauft und werden monatlich 1.000 Euro Defizit übernommen. Natürlich gibt es noch eine lange Ausstattungs-Wunschliste, wird mit wenig Personal gearbeitet
und arbeiten die Ordensschwestern ohne Zuwendung für ihr Kloster und müssen sich selbst versorgen. Aber der Anfang ist geschafft. Natürlich müssen wir auch nächstes Jahr wieder das Defizit
übernehmen und weitere Investitionen tätigen. Wenn ich im September für vier Wochen nach Kilimahewa fliege, hoffe ich mit meinen Spendern im Rücken Zusagen für das nächste Jahr machen zu
können.
Diese Erste Hilfe Station zu einem Gesundheitszentrum mit einem Arzt ausbauen zu können, ist eine schwere Aufgabe weil die Bevölkerung kein Geld hat und die Regierung keine Subventionen leisten
kann. Aber vor Bupu gab es in einem Umkreis von 50 Kilometern keine Tablette zu kaufen, keinen Wundverband, keine Krankenschwester. Heute finden bereits stationäre Geburten in Bupu statt und
werden jeden Tag Menschenleben gerettet. Was gibt es Befriedigenderes? Aus diesen Zeilen spricht natürlich meine Freude, daß wir die Ruine Bupu aus dem Dornröschenschlaf erwecken konnten und ich
meiner allerersten Pflicht nachkommen konnte, dafür zu sorgen, dass nie Spendengelder versanden und wir immer unseren Spendern dafür im Wort stehen.
Kisegese.
Mein Gelübde hat sich auf wunderbare Weise erfüllt. Meine Familie hat Corona bis jetzt unbeschadet überstanden. Gott sei Dank! Ich habe privat 100.000 Euro überwiesen und unser Bauunternehmer aus
Kilimahewa Mwiny hat uns eine wunderschöne Kirche gebaut, die am 8. Oktober von Erzbischof Jude Thaddaeus Ruwa`ichi aus Dar Es Salaam feierlich eingeweiht wird. Der Bürgermeister hat mich schon
um eine Kuh und zehn Ziegen gebeten zum Schlachten für das Dorffest. Halleluja, das wird ein Riesenfest. Allerhöchstes Lob unserem Architekten Tilman Ott, der es wie kein Zweiter versteht, sich
mit seinen Entwürfen dem afrikanischen Buschland und der Seele seiner Bewohner anzunähern. Als ich ihm berichtet habe, dass das ganze Dorf schmutziges Wasser aus einem Tümpel schöpft aus dem
nachts die Tiere saufen und ich einen Tiefbrunnen bohren werde, hatte er wieder einmal eine Königsidee: Wir bauen einen Glocken/Wasserturm. Im Erdgeschoss den Generatorraum, darüber den
Wasserbehälter und ganz oben die Glocke. Wie in Kilimahewa stammt die auch von der Glockengießerei Perner in Passau.
Bei meinem letzten Besuch in Altötting schoss mir durch den Kopf: Wir brauchen auch eine schwarze Madonna, keine weiße. In einer Sakralhandlung am Kirchplatz wurde ich fündig und schickte sie
gleich an Erzbischof Thadaeus. Er war begeistert, weil er Altötting schon mehrfach besucht hat als er in Berlin studiert hatte.
Kisegese
zu entwickeln wird unser neues großes Ziel. Das Dorf hat 3.600 Einwohner und ist ein „vergessenes“ Dorf, das die Regierung nicht kennt. Es gibt keine Zufahrtsstraße, kein Wasser, keinen Strom.
Die Bevölkerung sind zugewanderte Stämme die sehr erfahrene und fleißige Rinderzüchter sind. Bürgermeister Peonasi Karibu Paul erzählt, das Dorf sei erst 2014 entstanden, Wandengerenko,
Wamatumbi, Wamakonde und Sukuma lebten friedlich zusammen, 200 Christen gebe es, 2.000 Muslime und 1.500 glaubten an die Naturgötter der Vorfahren. Man habe eine Lehmschule gebaut und die Kinder
hätten 14 Tage jeden Tag in der Schule ausgeharrt, es sei aber kein Lehrer gekommen. Auch die deutsche Botschaft in Dar kennt das Dorf nicht.
Mit denen hatte ich ein besonderes Erlebnis. Eine Mitarbeiterin, die in Passau zuhause ist, hatte über Artikel in der Passauer Neuen Presse von unseren Aktivitäten gehört und mit mir Kontakt
aufgebnommen. Die Deutsche Botschaft habe einen Etat für Förderprojekte, ich solle doch den Brunnen in Kisegese beantragen. Gesagt, getan, zwölf Seiten Dokument ausgefüllt und um 10.000 Euro
gebeten. Zahlreiche Beratungssitzungen in der Botschaft, dann die Nachricht, wir seien förderwürdig. Dann eine andere Mitarbeiterin, die mir die selben Fragen stellte. Wieder alles ausgefüllt.
Nach Wochen ein dritter Mitarbeiter, wieder die selben Fragen. Ich zornig wieder alles hingeschickt. Jetzt wollten sie wissen ob es Kisegese überhaupt gibt und wo es liegt. Ich schimpf über
diesen arroganten Beamten und schicke Fotos ohne Ende. Nach Wochen schreibt mir ein vierter Mitarbeiter der Deutschen Botschaft, ich möge den Fragebogen ausfüllen, müsse zwei Verantwortliche vor
Ort benennen und der Bau dürfe noch nicht begonnen haben. Da unser Wasser bereits sprudelt, verabschiede ich mich mit einem bayerischen „L.m.a.A“!
Ja, so läuft die deutsche Entwicklungshilfe, wenn du 10.000 Euro für ein vergessenes Dorf willst. Die deutschen Politiker kennen ja den Begriff Million nicht mehr, sie werfen ja seit einem Jahr nur mehr mit Milliarden um sich. Wahrscheinlich hätte ich eine Milliarde beantragen sollen. Aber ich habe ja unsere treuen Spender im Rücken, die eben mit Herz ausgestattet sind und deshalb bringen wir das Dorf auch so voran. Mein Traum ist am Kirchenplatz nächstes Jahr einen Kindergarten zu bauen und eine Mini-Erste Hilfe Station. Wenn ich lange genug lebe, träume ich von einer zweiten Missionsstation nach Kilimahewa und einer dritten in Bupu. If you can dream it you can do it!
Herzlichen
Dank euch allen, helft mir unser Kilimahewa Buch zu verbreiten und helft uns Kisegese und Bupu zu bauen und Kilimahewa nachhaltig auszurichten. Der Herrgott möge es euch vergelten. Bruder Markus
kommt am 25. Juni zum Heimaturlaub und wird seine Quarantäne bei mir und meiner Frau Mareen in Anzberg absitzen. Dann bekommt er von mir ein Auto, das er mir Anfang September mit 20.000 km mehr
auf dem Tacho zurückgeben wird. Er wird so viele wie möglich von euch besuchen. Vielleicht sehen wir uns auch am Sonntag, 18. Juli in Loiching beim berühmten Hungermarsch für Kilimahewa, den
wieder Franz Eberl mit seinen Leuten veranstaltet. Markus wird dabei sein!
Ich melde mich mit dem nächsten Newsletter im Oktober, wenn ich aus Kilimahewa zurück bin. Ich wünsche euch einen wunderschönen unbeschwerten Sommer. Ihr habt ihn euch verdient! Bleibts gsund
und
ASANTE SANA auch im Namen von Bruder Markus!
Franz Hirtreiter