Corona
in Kilimahewa
Der Kampf hat begonnen!
Liebe Freunde und Förderer von Kilimahewa!
Seit unserem letzten Newsletter an Ostern sind ein paar extrem schwierige Wochen in Deutschland vergangen. Auch ich mache mir große Sorgen um meine 16 Autohäuser und 800 Mitarbeiter in Bayern.
Aber weil meine Familie bis jetzt Gottseidank gesund geblieben ist, krempeln wir die Ärmel hoch und versuchen auch wirtschaftlich zu überleben.
Ich habe großes Verständnis dafür, dass der Spendenfluss ab März wie abgeschnitten ist. Die Menschen kümmern sich jetzt um ihre eigene Zukunft und haben keine Muße an Afrika zu denken. Ich
schreibe euch dennoch diesen Newsletter. Nicht um euch um Geld zu bitten, sondern um euch informiert zu halten. Vom ersten Tag an wollten wir uns mit unserer gemeinnützigen Future for Children
GmbH transparent erweisen. Jeder Spender soll regelmäßig informiert werden, was konkret mit seinem Geld passiert.
Deshalb zunächst ein Bericht über die ersten vier Monate des Jahres 2020 bis 30. April.
1. Unser Buschkrankenhaus: Seit Januar laufen alle unsere beschafften modernen Untersuchungsgeräte. Die beiden Operationssäle sind in Betrieb. Feuertaufe für den OP 2 war am 15. April. In
unmittelbarer Nähe von Kilimahewa rammte ein Sattelschlepper frontal einen vollbesetzten Bus. 15 Menschen waren sofort tot, 18 Schwerverletzte wurden in unser Krankenhaus gebracht. Sieben
verstarben, 11 konnten teils nach langen Operationen gerettet werden.
22 Tote forderte der Unfall in Kilimahewa. Unser Krankenhaus konnte 11 Schwerverletzte retten.
Die Schutzkleidung kostet in Dar den fünffachen Preis wie im Februar. Wir brauchen sie trotzdem.
Dann
erreichte Corona auch unsere Region. Wir sandten 5.000 Euro zum schnellen Einkauf von Schutzkleidung, die Preise waren bereits um das Fünffache gestiegen! Meine Idee, sie von hier zu schicken und
eine Salami für Bruder Markus dazwischen zu schmuggeln, wurde schnell verworfen. Der DHL Mitarbeiter klärte mich auf, dass es keinen Flieger mehr ins Land gibt und damit auch keine Pakete
mehr.
Gestern erhielt ich von Sister Imakulata, der Krankenhaus Leiterin folgenden Hilferuf:
Dear Franz, up to now we don’t have confirmed corona patient in our health centre but we had 2 patients suspected to this disease and one was in a serious condition. Thanks to be God that Dr.
Atasia and others gave good treatment and management to them and both are well now. I take this opportunity again to thank you for the presence of the X- ray machine in our facility which
was supportive tool to help these patients and others, and for the protective gears which make our staff to work comfortably. To be honest, according to the situation of Tanzania, it is
difficulty for all patients to be tested and get the result early. If we don’t be careful, we can lose many people. The price of the medicines increasing day by day especially supportive medicine
for corona. Dear Franz, if it is possible may I ask for your help of getting money so that we can have enough medicines to save life. Thank you. God bless you. Greetings Sr. Imakulata
Heute habe ich noch einmal 5.000 Euro geschickt, um die Antibiotika und Blutverdünner kaufen zu können. Der Kampf hat begonnen. Am Wichtigsten ist es nun, dass unsere Ärzte und Schwestern
überleben.
2. Die Kindergärten in Kilimahewa, Mwarusembe und Kimanzichana: Ab Januar haben wir über unser neues Familienbeihilfeprogramm 135 zusätzliche Kinder aufgenommen, deren Eltern die
Kindergartengebühr von 2 Euro nicht zahlen können. Schon das zweite Jahr wird der Uji jetzt mit Milchpulver und Zucker angerührt statt Wasser und das lieben die Kinder sehr! Asante Sana dafür!!
Leider mussten die Kindergärten wegen Corona an Ostern geschlossen werden und niemand weiß wann wir sie wieder öffnen dürfen.
3. Gleiches gilt für die neue Schule. Die Gebäude waren am 1. Januar bezugsfertig, die Benediktiner Schulschwestern eingezogen, die neue Direktorin, Schwester Rita, schaffte nach beharrlichem
Intervenieren alle staatlichen Lizenzen zum Betreiben der Schule und des Internates und die erste Schulklasse und die erste Vorschulklasse nahm ihren Betrieb auf. Der Bauunternehmer stellte die
Straße fertig und begann mit dem Bau des Schulsportgeländes. Dann musste die Schule wegen Corona geschlossen werden.
Schwester Rita ist die rührige Direktorin der neuen Schule. Die Schulschwestern und Kinder sehnen den Wiederbeginn herbei
4.
Bruder Markus konnte mit euren Spenden auch die Armenspeisung ausweiten. Jeden Monat bekommen viele Menschen, die sonst hungern würden, von uns Essenspakete.
5. In wenigen Tagen beginnt allen Widrigkeiten zum Trotz der Bau unserer Kinderklinik und der Frauenstation mit zusammen 30 Krankenhausbetten. Wir werden sie brauchen, wenn der Coronasturm
Kilimahewa vollends erreicht und versuchen deshalb schnell fertig zu werden. Gottseidank konnte die Finanzierung schon zum Jahreswechsel gesichert werden. Asante Sana euch allen!
6. Unser neues Rathaus ist ebenfalls fertig. Diese Woche finden die letzten Fliesenarbeiten statt.
Beim neuen Rathaus in Kilimahewa werden die letzten Fliesen gelegt. Wir haben das Material bezahlt und Facharbeiter. Den Rest hat die Dorfbevölkerung geleistet.
7.
Einem Dorf nahe Iringa haben wir eine Trinkwasserpumpe für den bestehenden Brunnen gespendet. Die ganze Bevölkerung ist glücklich. Der Betreiber des Brunnens wurde von der Safari Agentur wie alle
Mitarbeiter fristlos entlassen ohne jede Lohnfortzahlung. Wir haben ihm einen Kredit für einen gebrauchten Kleinbus gegeben. Er fährt jetzt täglich statt der Safaritouristen seine Dorfbewohner
zum Arzt nach Iringa und hat soeben einen kleinen Dorfladen mit den ersten Gewinnen eröffnet. Unser bewährter Guide in Tanzania, manche von euch kennen ihn, Miraji Mkhola, stand ebenfalls auf der
Straße. Er ist mit seiner Frau und den drei Kindern von Dar Es Salaam in die Usambaraberge gezogen. Sie suchen im Wald und Busch nach Früchten, um zu überleben. Wir gaben einen Kleinkredit zum
Aufbau einer Bienenzucht und einer Bananenplantage.
8. Auch die Pfarrei mit Pfarrer Tito versuchen wir zu unterstützen. Er wird beim nächsten Sonntagsgottesdienst Masken verteilen und wir haben ihm eine Waschmaschine und ein Dienstfahrrad
bezahlt.
Die Einwohner des Dorfes in den Ruaha Bergen sind glücklich mit ihrer Wasserversorgung. Jetzt hat der erste Shop im Dorf eröffnet. Die Strassen sind nach der Regenzeit unpassierbar. Miraji sattelt um vom Safari Guide zum Bienenzüchter und Farmer.
Und
nun zu Informationen über Tansania und Corona. Hier passiert wieder einmal Unglaubliches. Präsident Magufuli ruft zuerst die Christen auf, in die Gottesdienste zu kommen, weil der Heilige Geist
dann das Virus zerstöre. Dann behauptet er, eine Papaya sei nachweislich mit dem Virus befallen gewesen und er habe den Abstrich bei einer Ziege machen lassen und die sei auch positiv getestet
worden. Die Massenpanik wurde dann mühsam gestoppt, als ihn die WHO aufrief, er möge doch einmal die Qualität seines Labors untersuchen. Das geschah und plötzlich wurde das gesamte Direktorium
gefeuert. Mit dem Ergebnis, dass Tansania seit dem 27. April keine neuen Infektionszahlen mehr meldet. Nicht, weil es keine mehr gibt, sondern weil niemand mehr da ist, der sie melden würde. Den
Medien ist es bei Gefängnisstrafe verboten inoffizielle Zahlen zu melden und offizielle gibt es nicht. Die letzte veröffentlichte Zahl waren 509.
Es ist müßig über Dunkelziffern und Infektionszahlen zu spekulieren. Es gibt weder Intensivstationen mit Beatmungsplätzen noch Testlabors. Manchmal ist auch der nächste Arzt 100 km weit weg.
Abstand halten ist in den Elendsquartieren von Dar Es Salaam genauso unmöglich wie Hände waschen, schon gar nicht mit Seife. Also werden nur die Schwerkranken zu uns ins Buschkrankenhaus kommen.
Dort müssen wir unbedingt die Ansteckung unserer Leute vermeiden, deshalb haben wir sofort Schutzkleidung und Medikamente finanziert. Es ist auch möglich, dass Bruder Markus eine Zeitlang nicht
mehr von seiner Abtei Ndanda nach Kilimahewa reisen darf. Gottseidank haben wir letztes Jahr alle Verantwortlichen mit Handys ausstatten können und funktioniert das Internet. Deshalb können wir
alle miteinander in Kontakt bleiben, egal in welcher Quarantäne wir gerade sitzen.
Eines aber steht jetzt schon fest: Nach Corona wird Afrika noch ärmer sein als heute. Keine Safari mehr bedeutet alle Angestellten heim geschickt, auch in den Lodges und Hotels. Auf unserer
Krankenhausbaustelle werden wir die glücklichsten Arbeiter der Region sehen. Und wenn wir alle gesund bleiben, dann müssen wir unser Herz für Kilimahewa noch einmal neu entdecken. Wir müssen den
begabten Kindern unsere neue Schule ermöglichen, auch wenn die Eltern sie nicht oder nicht mehr zahlen können. Wir werden einen Schulbus brauchen. Wir werden weiter die Kinder von den ärmsten
Eltern in die Kindergärten aufnehmen müssen, damit sie eine Bildungschance erhalten. Und wir möchten eine Lehrlingsausbildung installieren für die Schulabgänger. Davon träume ich, wenn mich die
Sorgen um meine eigene Zukunft überwältigen wollen. If you can dream it, you can do it.
Bleibts alle gesund!
Euer Franz Hirtreiter auch im Namen von Bruder Markus!
Hoffentlich kann ich bald wieder in Kilimahewa mit Bruder Markus und Sr Imakulata Pläne schmieden!