Winter in Tansania, die Baustellen wachsen.
Liebe Freunde und Unterstützer all unserer Projekte in Tansania!
Ich hoffe, Ihr hattet einen schönen Sommer und konntet Eure Batterien aufladen. Auch für mich gab es nichts Schöneres als Zeit mit der Familie zu verbringen. Mein Pendeln zwischen Heimat und
Afrika zwingt mich dazu, keinen ständigen Kontakt mit meinen drei Kindern und vier Enkelkindern zu haben. Umso mehr freut es mich dann, wenn die zeitliche Distanz kein Problem macht und der Opa
von allen gern gesehen ist.
Ich bin zwischen meiner Leidenschaft, dem Bootsleben auf dem Mittelmeer, und der Heimat gependelt, weil ich einige Vorträge halten durfte, die uns immer Spenden bringen. Highlight war ein
festlicher Charity Abend, veranstaltet von der AVP Automobilgruppe im Joska Glasparadies Zwiesel im Bayerischen Wald. 15.000 Euro spendeten die rund 100 Gäste, die sehr interessiert meinen
Vortrag verfolgten.
Die Zahl aller Spenden bei allen Organisationen ist in Deutschland im letzten Jahr um 15 % zurückgegangen. Die hohen Kostensteigerungen spüren alle Menschen und für viele reicht es nicht mehr für
Spenden. Ich bin zutiefst dankbar, dass unsere langjährigen Spender uns die Treue halten und auch immer wieder neue dazu kommen.
Im
Restaurant „das asam“ durfte ich gemeinsam mit meiner Frau Mareen und dem AVP-Markenbotschafter Stefan Ortner den Spendenscheck vom Vorstandsvorsitzenden der Lm-therm Elektrotechnik AG Franz Achter,
dem Betriebsleiter Manfred Sedlmair und dem stellvertretenden Betriebsleiter Manuel Waldbauer entgegennehmen. (v. l. Stefan Ortner, Mareen Hirtreiter, Franz Xaver Hirtreiter, Franz Achter, Manfred
Sedlmair und Manuel Waldbauer).
Baufortschritt
in Kilimahewa.
In Tansania ist jetzt Winter, die Temperaturen an der Küste sind mit 30 Grad angenehm, es regnet nicht und es ist Zeit die Baustellen voranzutreiben. Alles, was bei meinem Besuch im Mai/Juni
beschlossen wurde, hat begonnen und wächst aus dem Boden. In Kilimahewa ist das neue Shopping Center fast fertig, ebenso die neue Apotheke, zwei ganz wichtige Bausteine für die Reduzierung der
operativen Verluste. Die neue Näherei ist fertig und schon in Betrieb. Und die dreißig Jahre alte Photovoltaik-Anlage wurde entfernt und auf dem Grund ein erstes großes Gemüsebeet angelegt,
dessen Produkte unsere Schule bekommen wird und die Bevölkerung im Shopping Center kaufen kann. Leider ist ein neues großes Investitionsprojekt dazu gekommen: Die Stromleitung ins Tal zur Thomas
Wasserquelle ist defekt und muss erneuert werden. Ein Kilometer Kabel kosten 8.000 Euro und dazu kommen die Grabungskosten. Aber ohne stabile Wasserversorgung ist alles in Kilimahewa
gefährdet.
Fortschritt
auch in Kisegese.
In Kisegese läuft die Arbeit am neuen Operationszentrum für das Hospital auf Hochtouren, der Rohbau ist bald fertig und bis Weihnachten kann mit den ersten Kaiserschnitten geplant werden. Vor
drei Jahren gab es buchstäblich nichts in Kisegese außer 3.000 Einwohnern. Mit dem Kirchenbau begann der Aufschwung. Kisegese wurde zur Pfarrei erhoben und es folgten Brunnenbohrungen,
Straßenbau, Kindergartenbau, Schulbau und der Bau eines Krankenhauses. Die Regierung wurde auf das Dorf aufmerksam und investierte in 40 km Strommasten. Die Bevölkerung errichtete ein Wirtshaus,
einen kleinen Supermarkt und ist jetzt ans Busnetz nach Mkuranga angeschlossen. Nach den verheerenden Überschwemmungen im März ist jetzt auch die Straße wieder befahrbar.
Neuigkeiten aus Kibindu.
Begonnen hat auch der Schulbau in Kibindu. Ihr erinnert euch? Ja, ich hatte im letzten Newsletter erzählt von dem Stamm der Magnati, von dem niemand Lesen und Schreiben kann. Drei Männer wurden
zur Armee eingezogen, weil sie durch das Leben im Wald kräftige Krieger waren. Man erkannte ihre Intelligenz, bildete sie zu Offizieren aus. Dann beschlossen sie, die künftigen Generationen
müssen Lesen und Schreiben lernen und gründeten eine Schule. Sie kauften ein paar Blechdächer und stellten Baumstämme auf. 135 Kinder kamen zur ersten Klasse, unglaublich lernbegierig. Jetzt
brauchen sie ein zweites Klassenzimmer und wir haben ihnen das ermöglichen können durch eine Großspende von Dr. Schmidbauer/Rosenium.
Nach wochenlangem Steine fertigen vor Ort wurde nun mit dem Bau begonnen. Ein wenig Angst habe ich vor meinem nächsten Besuch im Oktober dort. Der Stamm lebt, wie gesagt, im Wald und ernährt sich
von allem, was man mit Pfeil und Bogen erwischt. Als ich dort war, hatten sie gerade einen Baboo Affen erlegt und waren dabei, ihn zu häuten. Als besondere Ehre sollten die Frauen mir den
kredenzen. Mit knapper Not konnte ich entkommen, weil ich mich mit einem dringenden Besuch beim Erzbischof herausredete. Ich muss wohl ohne Ankündigung hinfahren, sonst warten sie schon mit Essen
auf mich. Ich gebe zu, aufgewachsen auf einem Bauernhof im Bayerischen Wald, fällt es mir schwer, alles zu essen, was ich nicht kenne. Und Affen gibts auf dem Bauernhof schon gar nicht. Auch
nicht das ganze Kriechgetier, das in den Töpfen der Einheimischen auf den drei Feuersteinen landet.
Bildung
ist wichtig.
In Bagamojo ist Sister Gaudensia wieder fix mit dem Schulbau. Diesmal wird es ein dreistöckiges Gebäude und wir finanzieren den zweiten Stock. Damit endet unsere Patenschaft für die Schule. Wir
haben den Aufbau begleitet mit einem ersten Auto für die Schwestern, einem Schulbus und zwei Klassenzimmer Gebäuden. Jetzt können die Schwestern selbst weiterbauen, weil die Eltern der nun 450
Kinder genug Schulgeld bezahlen.
Gleiches gilt für unsere St Gertrud Schule in Kilimahewa. Sie macht inzwischen genügend Gewinn, um weiteren Ausbau und Instandhaltung selbst zu bezahlen. Wir haben heuer noch einen Toilettenbau
für 10.000 Euro finanziert. Der von der Regierung vorgeschriebene Mauerbau um das gesamte Gelände wird von Sr Rita schon selbst bezahlt.
Am meisten schmerzen die privaten Hilfeersuche, für die kein Geld da ist. Jeden Tag kommen Menschen nach Kilimahewa, wie diese Mutter und betteln um Geld für Essen für die Kinder. Oder eine Mutter mit vier Kindern erbittet Hilfe für ihren Mann, der Dialyse braucht. Kein Geld für Dialyse heißt Tod. Tod heißt Armut und Schulabbruch für die Kinder.
Ausblick.
Bei mir läuft jetzt die Vorbereitung für meinen Herbstbesuch von Anfang bis Ende Oktober. Wie immer scheint mir schon jetzt die Zeit wieder zu kurz zu sein. Zwischen unserem Waisenhaus in
Imiliwaha und Kilimahewa liegen rund tausend Kilometer, 4.000 fahre ich meistens, wenn ich alle unsere Projekte besuche. Aber solange mir der Herrgott die Gesundheit und die Kraft gibt, mache ich
das gern. Vor allem, weil ich nicht allein bin. Meine Frau Mareen unterstützt mich enorm, indem sie die ganze Buchhaltung und Spendenquittungen erledigt. Meine Kinder gehören zu den Großspendern
wie so viele unter euch. Ohne diese Hilfe wären unsere Projekte unmöglich. Aber wir sind dankbar um jede zehn Euro, um jedes verkaufte Buch für 25 Euro. In Tansania ist der Wert locker bei mal
Zehn anzusetzen.
Unser nächstes Projekt wird eine Bäckerei sein mit einem kleinen Cafe an der Straße für die Fernfahrer. Drei Jugendliche sind zurzeit in Dodoma und werden drei Monate von einem deutschen
Bäckermeister und Berufsschullehrer ausgebildet. Gebacken wird mit Maismehl, das überall verfügbar ist. Wenn die drei mit einem guten Abschluss heimkommen, versuchen wir die Maschinen zu
finanzieren und die Bäckerei zu bauen. So soll es Schritt für Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit gehen.
Ich bin auch dankbar für alle Kommentare, Anregungen, Kritik, gute Gedanken und Gebete. Wenn ich wieder gut nach Hause gekommen bin, melde ich mich wieder mit dem nächsten Newsletter.
Bis dahin Asante Sana für jede Spende! Bleibts gsund!
Euer Franz Xaver Hirtreiter sen.